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Monday, March 1, 2010

Studieren im Ausland: Neue Sprache, neues Land, neuer Pass | Studium | ZEIT ONLINE

Studieren im Ausland: Neue Sprache, neues Land, neuer Pass | Studium | ZEIT ONLINE


STUDIEREN IM AUSLAND

Neue Sprache, neues Land, neuer Pass

Sie gehen ins Ausland und kommen doch heim: Junge deutsche Juden sind in Israel keine einfachen Gaststudenten – sie können Staatsbürger werden
Traurig war auch die Mutter von Itai Abelski, als der die Heimat verließ. Traurig wie jede Mutter, deren Sohn im Teenager-Alter für eine Zeit in ein anderes Land geht. Doch sie hatten diesen Schritt gemeinsam entschieden, damals, vor vier Jahren, die Eltern und der 16-jährige Junge mit dem schnellen Mundwerk. Er sollte Israel besser kennenlernen, das Land, das sie so oft bereist haben, das Land, in das die jüdische Familie zeitweise auswandern wollte. Itai ging auf ein Internat in Nordisrael. Er genoss das freie Leben, verbrachte den Sommer mit neuen Freunden am Strand, lernte Hebräisch und auch viel über seine Religion. Und eines Tages, als Itai seine Eltern in Düsseldorf besuchte, saß hinter seinem blonden Pony eine Kippa.Als Uli Becker wieder einmal in das Flugzeug nach Israel steigt, ist seine Mutter enttäuscht. Atheistisch hatte sie ihn erzogen, so wie es ihrer sozialistischen Überzeugung entsprach. So etwas wie Gott brauchst du nicht, sagt sie, wenn du nur selber stark genug bist. Doch Uli fliegt. Was er zu diesem Zeitpunkt noch nicht weiß: Es wird ein Abschied für immer sein.
Beide, Uli wie Itai, sind in Deutschland geboren. Als Gäste kamen sie nach Israel und entdeckten, dass dieses Land, und nur dieses Land ihre neue Heimat sein kann. Deshalb studieren sie jetzt hier. Jedes Jahr ergeht es einigen Dutzend deutschen Austauschstudenten ganz ähnlich. Doch der Weg, den Uli und Itai bis zu ihrer Erkenntnis gegangen sind, könnte kaum unterschiedlicher sein
Als Uli zum ersten Mal in Tel Aviv landete, kam er, der religionslose Deutsche, nicht als Sinnsuchender. »Das Einzige, was mich da mit dem Judentum verband, war, dass ich Kafka mochte«, sagt der heute 27-Jährige rückblickend und muss lachen. Nach dem Abitur wollte er seinen Zivildienst im Ausland ableisten, am liebsten in Frankreich. Es gab nur noch Plätze in Israel, Uli dachte nicht lange nach und schrieb sich ein. Es wurde ein tolles Jahr, Uli arbeitete tagsüber mit Behinderten und führte abends lange Gespräche mit israelischen Freunden. Und der junge Rostocker, der nur einmal in seinem Leben eine Kirche betreten hatte, fühlte sich plötzlich zu einer Religion hingezogen, dem Judentum. Zunächst will er sich das nicht eingestehen. Konvertieren sei ein Zeichen von Schwäche, sagte sich Uli, das machen nur Leute, die vor etwas davonlaufen wollen. So bin ich nicht.
Nach dem Gespräch mit einem Rabbi steht für Uli fest: Er will Jude werden
Uli kehrt zurück nach Deutschland, studiert in Berlin Philosophie und Altgriechisch. Er versucht sich zu »reintegrieren«, wie er sagt, doch das gelingt nicht. Uli fühlt sich entwurzelt. Die politischen Diskussionen mit Kommilitonen nerven, er muss Israel immer verteidigen. Seine Professoren nimmt er als eitle Gelehrte wahr, nicht als Persönlichkeiten. Als ihm ein Freund aus Israel eine Thora in deutscher Übersetzung schickt, beginnt Uli zu lesen. Und nach einem Gespräch mit einem Rabbi steht der Entschluss fest: Uli will Jude werden. Er fährt nach Jerusalem, absolviert den Kurs für Konvertiten. Er hat Fächer wie Beten oder Jüdische Geschichte, lernt, was koscher ist und was nicht. Nach zehn Monaten ist er zurück in Berlin und stellt zum zweiten Mal fest, dass er in Deutschland nicht leben kann. Meldet sich bei der Jewish Agency, der Organisation, die sich um die Einwanderung von Juden kümmert und jedes Jahr etwa hundert Bundesbürger in den jüdischen Staat bringt, und verabschiedet sich ein letztes Mal von seiner Mutter.
Bei Itai war der Weg ins neue Leben direkter. Vier Jahre nachdem er als 16-Jähriger mit geringen Hebräischkenntnissen ins Land kam, plaudert er lässig in einem Café in Tel Aviv mit dem Kellner. Aus dem Schüler von damals, der Heimweh hatte und dem nicht klar war, ob er nur ein paar Monate bleiben sollte, ist ein selbstsicherer junger Mann geworden. »Ich war schon immer direkt, hatte Chuzpe«, sagt er. Dieser Satz wird von Itais rheinischem Einschlag unterstrichen, aber auch von der israelischen Art, das Gesagte mit Gesten zu unterstützen. Wenn er mit der Rechten durch die Luft fährt, muss er sich mit der Linken zum Ausgleich am Tisch festhalten.
Schon während der Schulzeit genoss er, dass sich das religiöse Leben in Israel nicht nur in der isolierten Nische der Gemeinde abspielte wie daheim in Düsseldorf. Sondern auf jeder Straße, vor allem natürlich in Jerusalem. Dorthin zog es Itai nach dem Abitur. Anstatt wie geplant nach Deutschland zurückzukehren, schrieb er sich an einer Jeschiwa ein, einer Religionsschule. Doch dann wandte er sich Weltlicherem zu. Itai sagt, er sei nicht so der Typ zum Sitzen, »und das muss man beim Studium der Religionsphilosophie Jahre, kein Witz«.
Heute studiert er am Interdisciplinary Center in Herzliya. Einer kleinen privaten Hochschule, 1994 gegründet, auf dem Campus viele Skulpturen und viel Grün, dazwischen moderne Vorlesungsräume. Nach seinem Bachelor in Betriebswissenschaften will er einen Master machen, vielleicht in den USA. »Ich fühle mich als Teil des Landes, als Teil der Gesellschaft«, sagt Itai. Doch wo das Leben ihn hinziehen wird, weiß er mit seinen 20 Jahren nicht. Deshalb steckt auch noch ein deutscher Pass in seiner Tasche und kein israelischer. Die »Aliyah«, der »Aufstieg«, wie der Prozess der Einbürgerung auf Hebräisch heißt, ist eine ernsthafte Option für ihn, um seine Verbundenheit zu Israel zu demonstrieren. »Dann wäre es endgültig.« Einfach wäre dieser Schritt für Itai nicht: Er ist ein »Düsseldorfer Jung«, der an seiner Heimat hängt. Wenn er von ihr spricht, benutzt er Ausdrücke wie »mein nettes Deutschland«.
Seinen deutschen Pass behielt Uli im Andenken an seine verstorbene Mutter
Auch Uli hat neben dem israelischen noch einen deutschen Pass, und das hat mit seiner Mutter zu tun. Kurz nachdem er Deutschland endgültig in Richtung Israel verlassen hatte, bekam er einen Anruf. Die Mutter war tot, gestorben mit 42 Jahren an einer Herzattacke, als sie mit seinen Brüdern in Schnee spielte. Uli halfen die jüdischen Trauerrituale, die er vollzog, bevor er zur Beerdigung nach Deutschland flog. Doch genauso half ihm, dass er sich kurz vor dem Tod noch mit der Mutter ausgesöhnt hatte. Er erzählte ihr am Telefon von seiner bevorstehenden Verlobung, sie freute sich, hörte ihm zu und verstand am Ende, dass er die Religion gefunden hatte, weil er wie sie ein philosophisches System mit sozialen Werten gesucht hatte. Seine deutsche Staatsbürgerschaft behielt er nun, um den Geist der Mutter ein wenig weiterleben zu lassen.
Bald tat er das noch mehr. »Du sollst Vater und Mutter ehren« lautet das fünfte Gebot in seinem neuen Glauben, Uli interpretierte es auf seine Art. Die Mutter, selbst Bauingenieurin, hatte sich immer gewünscht, ihren Sohn einst als Architekten zu sehen. Uli interessierte das aber nicht. Doch da er das ethische Koordinatensystem, das er immer an der Universität suchte, nun im Glauben gefunden hatte, ergab das Philosophiestudium für ihn keinen Sinn mehr. Er erfüllte seiner Mutter posthum ihren Traum, bewarb sich an der renommierten Bezalel-Akademie um einen Studienplatz in Architektur und bekam ihn. Der Einberufungsbescheid zur israelischen Armee, der gerade gekommen war, wurde damit hinfällig. Und anstatt drei Jahre zu dienen, lernte Uli die Unterschiede zwischen deutschen und israelischen Universitäten kennen. In Deutschland habe er Hierarchien gespürt, in Israel zähle das bessere Argument, auch wenn es von einem Studenten komme und nicht vom Professor. »Und gleichzeitig sind die Leute mehr bei der Sache hier«, findet Uli. Die Studenten seien wegen des Armeedienstes nicht nur älter, sondern reifer und zielstrebiger, während den Kommilitonen in Deutschland oft das Studentenleben wichtiger gewesen sei als das Studium.
In einem Jahr wird Uli seine Diplomarbeit abschließen. Israel ist ein guter Platz für junge Architekten. Der chronische Wohnungsmangel ist eine Jobgarantie. Noch mehr als die Aussicht auf einen Arbeitsplatz halfen Uli seine neue Religion, seine neue Staatsbürgerschaft und seine neue Familie: Er ist seit fünf Monaten Vater. Itai dagegen sagt, dass er vielleicht schon noch mal für eine Weile weiterziehen möchte. In einem ist aber auch er sich sicher: Israel hat ihn für immer verändert.

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